Mit der Rückersbacher Schlucht verbirgt sich eine eher unscheinbare und irgendwie auch unspektakuläre Schlucht zwischen Hanau und Stockstadt am Main, unweit der Seltenbachschlucht. Wobei sich das „unscheinbar“ und „unspektakuläre“ auch nur auf den Blickwinkel eines Landschaftsfotografen bezieht. Bei Wanderern und Mountainbikern hingegen erfreut sich diese Location sehr großer Beliebtheit.
Die Anreise zur Rückersbacher Schlucht
Reist man mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, so heißt die Haltestelle der Bahn gleich passenderweise wie die Location selbst: „Rückersbacher Schlucht“. Man sollte sich davon aber nicht täuschen lassen. Man wandert von dort bis zum Beginn der Schlucht, an welcher der „Schluchtenhof“ beheimatet ist, ca. 20-25 Minuten. Reist man mit dem PKW an, so kann die Gegend um den Schluchtenhof als Ausgangspunkt genommen werden.

Erscheinungsbild der Rückersbacher Schlucht
„Unscheinbar und Unspektakulär“ – diese Attribute wählte ich, wenn die Ausgangslage auf den bisherigen Schluchten in diesem Blog beruht. Denn diese bestachen durch spektakuläre Auf- oder Abstiege. Oder einem wunderschönen und sehr fotogenen Bachlauf. Oder einem Bachlauf mit eher wenig Wasser. Dafür aber entsprechend steilen Hängen links und rechts des Weges. Dies als Grundlage genommen durchquert man die Rückersbacher Schlucht in der Erwartung wann es denn endlich los geht. Nur um dann festzustellen, dass man bereits mittendrin ist.
Der größte Unterschied stellt schon mal der Untergrund des Weges dar – die Schlucht ist mit dieser Beschaffenheit barrierefrei und für fast alle geeignet. Der Weg ist Eben, es gibt weder Schlaglöcher, nur verzweigte Wurzeln. Und selbst nach Regenfällen droht keine unmittelbare Gefahr, durch schlammigen Untergrund stapfen zu müssen. Daher ist diese Schlucht bei Wanderern, aber auch bei Mountainbikern sehr beliebt, da die Wegbeschaffenheit ein sehr ruhiges Fahrgefühl verspricht. Lediglich an einer Stelle muss man über eine Holzbrücke, die nicht die allerbreiteste ist, weshalb es mit einem breiteren Kinderwagen oder gar einem Rollstuhl hier etwas eng sein kann.

Geht man die Schlucht vom Schluchtenhof ausgehend, so geht der Weg stetig bergauf. Die Steigung ist nicht unsagbar stark, aber man sollte zumindest über eine „normale Wanderkondition“ verfügen, um diesen Weg ohne großes Schnaufen und schlechter Laune zu überstehen. Dafür ist diese Kondition aber auch bereits die einzige Voraussetzung. Festes Schuhwerk empfiehlt sich immer, aber mit diesem tollen Untergrund auf dem Weg sind selbst Straßensneaker hier nicht ungeeignet.
Die Schlucht selbst ist deutlich länger als die anderen bisherigen in meinem Blog, man hat hier knapp 3,5 km vom Schluchtenhof ausgehend vor sich. Die Wegbeschaffenheit ist aber durchgehend die erwähnt Gute. Man muss halt bedenken, dass es die ganze Zeit diese leichte Steigung gibt. An sich keine große Sache, ungeübte Wanderer merken aber über 3 km durchgehend sanfte Steigung auch irgendwann in den Beinen.
Ungefähr einen Kilometer hinter dem Beginn der Schlucht am Schluchtenhof hat man dann auch seinen „Begleiter“ auf einem Großteil des Weges neben sich: den Rückersbach, welcher ja auch Namensgeber dieser Schlucht ist. Dieser Bach ist ein eher unscheinbarer und auch nicht irrsinnig fotogener. Er fügt sich aber dort in die ganze Landschaft der Schlucht perfekt ein und mit seinem leichten plätschern sorgt er auch dafür, dass neben der Optik auch die Akustik dazu beiträgt, dass man sich durch und durch „in der Natur unterwegs“ fühlt.

Die Schlucht auf dem zweiten Blick
Aufgrund des sehr breiten und guten Untergrunds und der weiteren Tatsache, dass links und rechts noch etwas mehr Platz ist, fällt einem irgendwann erst bei genauerem Hinsehen auf, dass man sich längst inmitten der Schlucht befindet. Die Hänge, die sich eben nicht unmittelbar neben dem Weg befinden, wie man es aus anderen Schluchten kennt, haben durchaus eine beachtliche Höhe. Die sind aber auch nur zu einem kleinen Teil auch optisch „felsig“. Zumeist sind sie normal mit Bäumen bewachsen und fügen sich somit nahtlos in die Vegetation mit ein.
Fotografisch bietet diese Schlucht über einen Großteil des Jahres hinweg keine Highlights und wartet mit nichts auf, was man nicht auch in normaler Waldfotografie machen könnte. Das ändert sich im Herbst, wenn die Herbstfarben voll durchschlagen. Aufgrund der dichten Vegetation gibt es entsprechend viel, was sich in der herbstlichen Jahreszeit verfärben kann. Und auch mit Herbst- oder Frühjahrsnebel bietet die Schlucht dann optische Highlights, die DANN einen Fotoausflug auf jeden Fall Wert sind. Für Wanderer und Mountainbiker ist die Schlucht aber sicherlich ganzjährig eine Empfehlung.

Aufgrund der nicht sonderlich vielen fotografischen Möglichkeiten werden auch keine besonderen Anforderungen an das Equipment gestellt. Auf ein Stativ kann man verzichten und Tele-Brennweiten sind in der Regel auch nicht erforderlich. Ein POL-Filter ist kein notwendiges Mitbringsel. Er kann aber dazu dienen, die Farben etwas intensiver wirken zu lassen.
Mehr Eindrücke in Form von bewegten Bildern gibt es dazu auf meinem YouTube-Kanal. Und auch in meinem Instagram-Feed findet sich immer mal wieder ein Bild aus der Rückersbacher Schlucht ein.